Riskit-Methode nach Kontio

Eine gute Lösung, Risiken strukturiert und klar zu dokumentieren ist jene, die Kontio 1997 entworfen hat. Dabei handelt es sich um eine Scenario-Technik, bei der für jedes Risiko ein eigener Riskit Analyses Graph mit Hilfe der folgenden sechs Risiko-Elementen (Risk Elements) aufgebaut wird. 
 
Wie diese Bausteine miteinander in Verbindung stehen und einander beeinflussen kann anhand des Meta-Modells abgelesen werden, welches in der folgenden Abbildung dargestellt wird: 
 
Riskit Analyses Graph – Meta Modell
Abbildung 1: Riskit Analyses Graph – Meta Modell
 
[Kontio J.] 
 
Risk Factor: 
Risk Factors beschreiben die relevanten Umgebungseinflüsse und führen zumeist zu einer Erhöhung der Eintrittswahrscheinlichkeit von einem negativen Event (Risk Event), in seltenen Fällen auch zu einer Verminderung. Kommt es zu einer Verminderung, so wird von Success Factors gesprochen. Aufgrund der Überschaubarkeit, werden bei den Risk Factors nicht alle möglichen Einflussfaktoren, die ein Risk Event aufweist aufgelistet, sondern nur jene, die die Projektumgebung beschreiben und von der "normalen" Situation abweichen. Alle anderen Faktoren, die auf Risiken einwirken, können hier außer Acht gelassen werden. 
 
Risk Event: 
Das Risk Event beschreibt das eigentliche Risiko. Es handelt sich hierbei um einen negativen Vorfall, dessen Eintrittswahrscheinlichkeit abhängig von den Risk Factors ist. Wie anhand des Meta-Modells gesehen werden kann, kann ein Risk Event auch die Eintrittswahrscheinlichkeit andere Risk Events, als auch den Status der Risk Factors beeinflussen. 
 
Risk Outcome: 
Das Risk Outcome repräsentiert die Situation in einem Projekt, nachdem ein Risk Event eingetreten ist, aber noch bevor irgendwelche Korrektivmaßnahmen gesetzt wurden, um die Effekte eines Risk Events zu reduzieren. [Kontio J.] Wenn man von den Risk Outcomes spricht, so spricht man also von jenen Erscheinungen, die man versucht durch Risikomanagement zu verhindern. Das Dokumentieren dieser Situation, wie sie nach dem Eintritt eines Risikos (Risk Event) vorherrscht, soll es erleichtern dementsprechende Gegenmaßnahmen zu finden. Nichts desto trotz kann dieses Element bei den Riskit Analyse Graphen zwecks Überschaubarkeit weggelassen werden. 
 
Risk Reaction: 
Bei den Risk Reactions sind jene Maßnahmen zu dokumentieren, die im Falle des Eintritts des Risk Events getroffen werden müssen, um den potentiellen Risk Outcomes entgegen zu wirken. Dabei kann es sich um eine, oder aber um mehrere Reaktionen handeln. Werden mehrere Reaktionen angeführt, so stellen diese von einander unabhängige Alternativen zur Bekämpfung der Risk Outcomes dar. Wie aus dem Meta-Modell erkennbar ist, können die Risk Reactions einerseits den Status der Risk Factors und andererseits die Eintrittswahrscheinlichkeit des Risk Events beeinflussen. Nehmen wir beispielsweise an, dass das Risk Event das schadensbedingte Ausscheiden einer Maschine ist, die bereits einige Jahre verwendet wurde. Dann wäre eine dazugehörige Risk Reaction der Neukauf einer Maschine mit gleicher Funktionalität. Wird mit dieser Risk Reaction auf das eingetreten Risk Event reagiert, dann klar nachzuvollziehen, dass das Risiko eines neuerlichen Defekts an der neuen Maschine geringer sein wird, als es zuvor bei der alten Maschine der Fall war. Wenn man nun des Weiteren annimmt, dass der Risk Factor "kein Überspannungsschutz vorhanden" ein Faktor bei diesem Risk Event war, so lässt sich auch sehr leicht erkennen, dass bei einer Neuanschaffung einer Maschine, die standardmäßig solch einen Überspannungsschutz aufweist, die Risk Reaction den Status des Risk Faktors beeinflusst. In diesem Fall wäre dieser konkrete Risk Faktor zu streichen. 
 
Risk Effect Set: 
Das Risk Effect Set beschreibt jene Auswirkungen auf das Projekt die entstehen, wenn das Risk Event eintritt und eine Risk Reaction darauf stattgefunden hat. Je nachdem wie reagiert wurde, d.h. für welche Risk Reaction man sich entschieden hat, können unterschiedliche Risk Effect Sets auftreten. 
 
Utility Loss: 
Während der Risk Effect Set die Auswirkungen darstellt, die das Risiko auf jedes einzelne Projektziel hat, erfasst das Konzept des Utility Loss wie schwer die Gesamtwirkung der Effekte sind. [Kontio J.] 
 
Beispiele für diese sechs Risiko-Elemente werden in folgender Tabelle angegeben, deren Inhalt aus Kontio’s Paper entnommen wurde: 
 
Riskit – Beispiele für Risk Elements
Abbildung 2: Riskit – Beispiele für Risk Elements
 
[Kontio J.] 
 
Die nachstehende Abbildung zeigt einen Riskit Analyse Graph als Beispiel für das konkreten Risiko „Unrealistische Aufwandseinschätzung“: 
 
Riskit Analyses Graph – Beispiel-Graph
Abbildung 3: Riskit Analyses Graph – Beispiel-Graph
 
[Kontio J.] 
 
Nachdem dieser Graph zwar das strukturierte Vorgehen fördert, zwecks Übersichtlichkeit jedoch oft Teile, wie z.B. das Outcome oder der Utility Loss, weggelassen werden, oder auch auf zu detaillierte Beschreibungen der einzelnen Risk Elemente verzichtet wird, empfiehlt es sich, zusätzlich zu diesen Graphen Templates zur detaillierteren Beschreibung der einzelnen Elemente zu nutzen. 
 
Obwohl der Riskit Analyse Graph meines Erachtens eine sehr gute und übersichtliche Methode darstellt, um Risiken, deren Auswirkungen und Maßnahmen strukturiert darzustellen, fehlt mir ein Risiko Element namens „Risk Preaction“, dass im Vergleich zu den Risk Reaction nicht jene Maßnahmen aufzeigt, die nach dem Eintreten von Risiken zu treffen sind, sondern vielmehr jene Maßnahmen dokumentiert, die bereits im Vorfeld getroffen werden können, um die Eintrittswahrscheinlichkeit von Risiken zu senken.  
 
[Kontio J.] 
Letzte Änderung: 27.02.2009, 13:24 | 787 Worte