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Person-Zentrierter Ansatz: Grundlagen

Der personzentrierte Ansatz nach Carl Rogers (1902 - 1987) 
 

Entwicklungsrichtung

"Wenn ich eine Beziehung herstellen kann, die auf meiner Seite so charakterisiert ist:  
Authentizität und Transparenz, ich zeige mich in meinen wirklichen Gefühlen; 
warmes Akzeptieren und Schätzen des anderen als eigenständiges Individuum; 
Einfühlung, die Fähigkeit, den anderen und seine Welt mit seinen Augen zu sehen; 
 
dann wird der andere in dieser Beziehung: 
Aspekte seines Selbst, die er bislang unterdrückt hat, erfahren und verstehen; 
finden, daß er stärker integriert ist und eher in der Lage sein, effektiv zu agieren; 
dem Menschen, der er sein möchte, ähnlicher werden; 
mehr Selbständigkeit und Selbstbewusstsein zeigen; 
mehr Persönlichkeit werden, einzigartiger und fähiger zum Selbstausdruck; 
verständiger, annahmebereiter gegenüber anderen sein; 
angemessener und leichter mit den Problemen des Lebens fertig werden können(Rogers, 1973/2004, S. 51/52)." 
 

Aktualisierungstendenz

"Der Begriff bezeichnet die dem Organismus innewohnende Tendenz zur Entwicklung all seiner Möglichkeiten; und zwar so, dass sie der Erhaltung oder Förderung des Organismus dienen. Diese Tendenz beinhaltet nicht nur das, was Maßlos Begriff "deficiency needs" umfasst, nämlich die Grundbedürfnisse nach Luft, Nahrung, Wasser u. ä., sondern darüber hinausgehend auch allgemeinere Aktivitäten. Der Begriff beinhaltet die Tendenz des Organismus zur Differenzierung seiner Selbst und seiner Funktionen, er beinhaltet Erweiterung im Sinne von Wachstum, die Steigerung der Effektivität durch den Gebrauch von Werkzeugen und die Ausweitung und Verbesserung durch Reproduktion. Die meint die Entwicklung hin zu Autonomie und weg von Heteronome oder der Kontrolle durch äußere Zwänge. 
Angyals Aussage (2) könnte als Synonym für diesen Begriff verwendet werden: "Leben ist ein autonomes Ereignis, das sich abspielt zwischen dem Organismus und dem Umfeld. Lebensprozesse erhalten nicht nur Leben, sondern transzendieren den gegenwärtigen Status quo des Organismus in dem Sinne, dass sie sich kontinuierlich ausdehnen und ihre autonome Bestimmung auf immer umfassendere Ereignisse ausdehnen."  
Es sei darauf hingewiesen, dass diese grundlegende Aktualisierungstendenz das einzige Motiv ist, welches in diesem theoretischen System als Axiom vorausgesetzt wird. Es sei darüber hinaus darauf aufmerksam gemacht, dass diese Tendenz nur dem Organismus in seiner Gesamtheit innewohnt. Es gibt keine Homunkuli, keine andere Energie- und Aktionsquellen in diesem System. […] 
Es sei schließlich daran erinnert, dass Motivationskonzepte, die mit Begriffen wie Bedürfnisreduzierung, Spannungsreduzierung und Triebreduzierung arbeiten, in diesem Konzept eingeschlossen sind. Unser Konzept beinhaltet jedoch auch das Bedürfnis nach Wachstum (growth motivation), das über diese Begriffe hinauszureichen scheint: Suche nach freudvoller Spannung, Tendenz zur Kreativität, Tendenz, mühsam Gehen zu lernen, wo doch Krabbeln müheloser zur selben Bedürfnisbefriedigung führen würde(Rogers, 2009, S. 26/27)." 
 

3 Rogers-Variablen oder personzentrierte Haltungen

Echtheit, Transparenz

"Ich habe herausgefunden, daß eine Beziehung um so hilfreicher sein wird, je ehrlicher ich mich verhalten kann. […] Ehrlichkeit meint außerdem noch die Bereitschaft, sich in Worten und Verhalten zu den verschiedenen in mir vorhandenen Gefühlen und Einstellungen zu bekennen und sie auszudrücken. […] Nur indem ich die authentische Realität, die in mir ist, biete, kann der andere mit Erfolg nach der Realität in sich suchen(Rogers, 1973/2004, S. 47)." 
 
Synonyme Begriffe sind: Kongruenz, Echtheit, Transparenz, Authentizität, Offenheit für Erfahrung 
 

Akzeptanz, nicht an Bedingungen gebundene Wertschätzung

"Je mehr ich den Einzelnen zu akzeptieren vermag, je mehr Zuneigung ich für ihn empfinde, desto leichter kann ich eine für ihn nützliche Beziehung schaffen. Akzeptieren heißt hier ein warmherziges Anerkennen dieses Individuums als Person von bedingungslosem Selbstwert - wertvoll, was auch immer seine Lage, sein Verhalten oder seine Gefühle sind. Das bedeutet Respekt und Zuneigung, eine Bereitschaft, ihn seine Gefühle auf seine Art haben zu lassen(Rogers, 1973/2004, S. 47)." 
 

Verstehen, Empathie

"Die Beziehung ist außerdem noch für das Maß bedeutsam, in dem ich den anhaltenden Wunsch verspüre, zu verstehen: ein einfühlendes Eingehen auf alle Gefühle und Mitteilungen des Klienten in ihrer jeweiligen Augenblicksbedeutung. Akzeptieren bedeutet wenig, solange es nicht Verstehen enthält. Erst wenn ich die Gefühle und Gedanken verstehe, die Ihnen so furchtbar oder so schwach […] erscheinen - erst wenn ich sie mit Ihren Augen sehe und die Gefühle und Sie akzeptiere, fühlen Sie sich wirklich frei, all die verborgenen Winkel […] Ihrer inneren und oft begrabenen Erfahrung zu erforschen. Diese Freiheit ist eine wichtige Bedingung der Beziehung. Sie schließt die Freiheit ein, sich selbst auf bewussten wie unbewussten Ebenen zu erforschen […](Rogers, 1973/2004, S. 48)." 
 
 

Ressourcen:

Rogers, C. R. (1959). A Theory of Therapy, Personality, and Interpersonal Relationships as Developed in the Client-Centered Framework. S. Koch (Hrsg.). Psychology: A Study of Science, 3, S. 184 - 256. New York, USA, McGraw-Hill. 
Deutsche Version: Rogers, C. R. (2009). Eine Theorie der Psychotherapie, der Persönlichkeit und der zwischenmenschlichen Beziehungen. 1. Auflage, München, Deutschland, Ernst Reinhardt. 
 
Rogers, C. R. (1961). On Becoming a Person - A Psychotherapists View of Psychotherapy. London, UK, Constable. 
Deutsche Version: Rogers, C. R. (1973/2004). Entwicklung der Persönlichkeit - Psychotherapie aus der Sicht eines Therapeuten. 15. Auflage, Stuttgart, Deutschland, Klett-Cotta. 
Letzte Änderung: 12.08.2015, 13:46 | 782 Worte