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Weitere Begriffe und Konstrukte (up)

Selbsterfahrung (up)

Dieser Begriff "bezeichnet jedes Ereigniss oder jede Einheit des phänomenologischen Feldes, wie er vom Individuum unterschieden wird […]. Allgemein gesagt sind Selbsterfahrungen das Rohmanterial, aus dem das organisierte Selbstkonzept geformt ist." (Rogers, 1991, S. 26) 

Selbst, Selbstkonzept, Selbststruktur (up)

"Diese Begriffe beziehen sich auf die organisierte, in sich geschlossene Gestalt. Diese beinhaltet die Wahrnehmungscharakteristiken des Ich, die Wahrnehmungen der Beziehungen zwischen dem Ich und anderen und verschiedenen Lebensaspekten, einschließlich der mit diesen Erfahrungen verbundenen Werte. Dieser Gestalt kann man gewahrwerden, sie ist jedoch nicht notwendigerweise gewahr. Es handelt sich um eine fließende, eine wechselnde Gestalt, um einen Prozess, der zu jedem beliebigen Zeitpunkt eine spezifische Wesenheit ist, zumindest teilweise durch operationale Begriffe erfassbar (wie z.B. durch das Q-Sort oder andere Meßinstrumente). Die Begriffe Selbst oder Selbstkonzept werden üblicherweise dann verwendet, wenn von der Person oder der Sichtweise ihrer selbst gesprochen wird, der Begriff Selbststruktur, wenn wir auf diese Gestalt von einem äußeren Bezugsrahmen aus blicken." (Rogers, 1991, S. 26) 
 
Je größer die Übereinstimmung zwischen der Selbststruktur des Individuums und einer objektiven Beschreibung von ihm ist, desto weniger Wahrnehmungsabwehr wird es aufweisen und desto adäquater wird seine persönliche Auffassung sein. (Rogers, 1991, S. 28) 

Inkongruenz zwischen Selbst und Erfahrung (up)

"In der im Teil >Theorie der Persönlichkeit< beschriebenen Weise entwickeln sich häufig Widersprüche zwischen dem wahrgenommenen Selbst und der tatsächlichen organismischen Erfahrung. Das Individuum nimmt sich selbst wahr als jemanden, der die Charakteristiken a, b und c besitzt und die Gefühle x, y und z erlebt. Eine exakte Symbolisierung dieser Erfahrung würde jedoch die Charakteristiken c, d und e und die Gefühle v, w und x aufweisen. Das Individuum befindet sich also in einem Zustand der Inkongruenz von Selbst und Erfahrung, weil solche Widersprüche bestehen. Dies ist ein Zustand der Spannung und inneren Konfusion, weil hinsichtlich einiger Aspekte das individuelle Verhalten durch die Aktualisierungstendenz, bezüglich anderer Aspekte jedoch durch die Selbstaktualisierungstendenz geregelt wird, so daß dadurch ungeordnetes oder unverständliches Verhalten entsteht. Das sogenannte neurotische Verhalten ist hierfür ein Beispiel: Die Aktualisierungstendenz bedingt dieses neurotische Verhalten, während die Selbstaktualisierungstendenz andere Aspekte des Individuums zum Inhalt hat. Das neurotische Verhalten muss somit für das Individuum selbst unverständlich bleiben, weil das Verhalten abweicht von dem, was das Individuum 'will', nämlich ein Selbst zu aktualisieren, das nicht mehr mit der Erfahrung in Einklang zu bringen ist." (Rogers, 1991, S. 29) 

Kongruenz von Selbst und Erfahrung (up)

Das Individuum überprüft sein Selbstkonzept, um es in Übereinstimmung mit seiner exakt symbolisierten Erfahrung zu bringen. […] Wenn also Selbsterfahrungen exakt symbolisiert erlebt und in dieser exakt symbolisierten Form in das Selbstkonzept integriert werden, dann ist der Zustand der Kongruenz zwischen Selbst und Erfahrung erreicht. Würde dies für alle Selbsterfahrungen gelten, dann wäre das Individuum eine mit sich in völliger Übereinstimmung befindliche, also eine "fully functioning person". 

Offenheit für Erfahrung (up)

Fühlt sich eine Person in keiner Weise bedroht, dann ist sie offen für Erfahrung. Für Erfahrung offen zu sein bedeutet, sich in einem Zustand zu befinden, der das Gegenteil des Zustandes der Abwehr ist. Der Begriff […] meint, daß jeder Reiz, gleichgültig ob innerhalb oder außerhalb des Organismus entstanden, sich frei im Nervensystem bewegt, ohne durch irgendeinen Abwehrvorgang gestört oder verändert zu werden. […] Bei unserer hypothetischen Person, die völlig offen für ihre Erfahrungen ist, wäre das Selbstkonzept eine bewußte Symbolisierung, die völlig kongruent mit dem Erleben wäre. Es gäbe in diesem Fall keine Möglichkeit der Bedrohung. 

Positive Beachtung (up)

Wenn ich bei einem anderen Selbsterfahrung wahrnehme und dies zu einer positiven Veränderung meines Erlebnisfeldes führt, dann erlebe ich dem anderen gegenüber positive Beachtung. Der Begriff positive Beachtung schließt allgemein in seiner Definition Haltungen wie Wärme, Liebe, Respekt, Sympathie und Anerkennung ein. Sich selbst als jemand wahrzunehmen, der positiv beachtet wird, bedeutet zu erleben, daß man eine positive Veränderung im Erlebnisfeld des anderen bewirkt. 

Bedürfnis nach positiver Beachtung (up)

"Standal postuliert, daß das Bedürfnis nach positiver Beachtung grundlegend ist. Es ist eine wesentliche psychologische Variable aus der allgemeinen Terminologie." (Rogers, 1991, S. 34) 

Bedingungslose positive Beachtung (up)

"Wenn die Selbsterfahrungen eines anderen durch mich in der Art und Weise wahrgenommen werden, dass keine dieser Selbsterfahrungen danach unterschieden werden, ob sie meiner positiven Beachtung mehr oder weniger wert sind, dann erlebe ich bedingungslose positive Beachtung für diese Person. Sich selbst wahrzunehmen als jemand, der bedingungslose positive Beachtung erhält, heißt, dass keine meiner Selbsterfahrungen vom anderen als mehr oder weniger seiner positiven Beachtung wert eingeschätzt werden." […] Nach unserer Erfahrung hilft die bedingungslose positive Beachtung Veränderungen herbeizuführen. "Allmählich akzeptiert der Klient seine eigenen Erfahrungen mehr und mehr, was ihn wiederum zu einer kongruenteren Person macht, die sich effektiver zu verhalten weiß." (Rogers, 1991, S. 34f) 

Bewertungsbedingungen (up)

"Wenn eine Selbsterfahrung oder ein Cluster von Selbsterfahrungen allein deshalb gemieden oder angestrebt werden, weil sie als mehr oder weniger wertvoll für die Selbstachtung des Individuums eingeschätzt werden, dann ist die Selbststruktur charakterisiert durch eine Bewertungsbedingung. […] Eine Bewertungsbedingung entwickelt sich, wenn die positive Beachtung einer Bezugsprson an Bedingungen geknüpft ist, wenn das Individuum erfährt, daß es in einigen Aspekten geschätzt wird, in anderen nicht. Allmählich wird diese Einstellung in den Komplex Selbstbezug assimiliert, und das Individuum bewertet eine Erfahrung als positiv oder negativ allein deshalb, weil diese Bewertungsbedingungen, die es von anderen übernommen hat, bestehen und nicht deshalb, weil die Erfahrungen förderlich oder hinderlich für den Organismus sind. […] Indem eine solche Bewertungsbedingung den Bewertungsprozeß stört, hindert sie das Individuum, sich frei und effektiv zu verhalten." (Rogers, 1991, S. 36) 

Innerer Bezugsrahmen (up)

"Hiermit wird die Gesamtheit der Erfahrungen bezeichnet, die dem Gewahrsein eines Individuums in einem bestimmten Augenblick erreichbar sind. Dieser Begriff umfaßt die gesamte Breite von Empfindungen, Wahrnehmungen, Bedeutungen und Erinnerungen, die der Gewahrwerdung zugänglich sind. Der innere Bezugsrahmen ist die subjektive Welt des Individuums. Nur das Individuum kennt sie völlig. Diese innere Welt kann niemals durch einen anderen erfahren werden, es sei den durch empathisches Einfühlen, jedoch auch dann niemals ganz" (Rogers, 1991, S. 37). 

Äußerer Bezugsrahmen (up)

"Von einem äußeren Bezugsrahmen wahrnehmen heißt: Alleiniges Wahrnehmen vom eigenen subjektiven Bezusrahmen ohne empathischen Bezug zum Objekt oder zur Person. […] Eine Person von äußeren Bezugsrahmen zu sehen heißt, unsere impliziten Hypothesen mit den Augen der anderen zu überprüfen, jedoch nicht mit denen des Subjekts, das wir meinen." (Rogers, 1991, S. 37f). 

Prinzip der Wechselseitigkeit (up)

"Erfährt sich ein Individuum selbst als jemanden, der das Bedürfnis nach positiver Beachtung eines anderen befriedigt, dann erfährt es notwendigerweise Befriedigung seines eigenen Bedürfnisses nach positiver Beachtung." (Rogers, 1991, S. 49) 
Letzte Änderung: 08.02.2013, 13:39 | 1077 Worte