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Theorie der Persönlichkeit und des Verhaltens (up)

 
 

Struktur der Persönlichkeit nach C. Rogers (up)

Struktur der Persönlichkeit nach Carl Rogers: Darstellung der Zunahme des kongruenten Bereichs im rechten Teil der Abbildung
Abbildung 1: Struktur der Persönlichkeit nach Carl Rogers: Darstellung der Zunahme des kongruenten Bereichs im rechten Teil der Abbildung
 
Zum weiteren Vertiefen in die Problematik geben wir die etwas verkürzte C.Rogers' Darstellung wieder. Sie ist nicht ausreichend und kann das Studium seiner Bücher nicht ersetzen. (Rogers, 1986, S. 451ff). In der graphischen Einfachheit sind die Prozesse genial dargelegt, und zwingen zu einer eigenen, völlig neuen Art der Erfahrung. Das, was in der Darstellung vorhanden ist, kann nämlich nicht nur intellektuell erfahren werden. 
 
"Die Gesamtpersönlichkeit. Das Diagramm als Ganzes (Tafeln I (Abbildung [?]) und II (Abbildung [?])) bezieht sich auf die Struktur der Persönlichkeit. Tafel I (Abbildung [?]) stellt eine Persönlichkeit im Zustand psychischer Spannung dar. 
Erfahrung. Dieser Kreis stellt das unmittelbare Feld der Körper- und Sinnes-Erfahrung dar. Es läßt sich mit dem Gesamt-Erscheinungsfeld des Kleinkindes vergleichen. Es enthält alles, was das Individuum erfährt. Es ist ein fließendes, sich veränderndes Feld. 
 
Selbst-Sruktur. Dieser Kreis stellt die Konfiguration von Konzepten dar, die als Struktur des Selbst oder als Selbst-Konzept bezeichnet wurde. Sie umfaßt die strukturierten Wahrnehmungen der Eigentümlichkeiten und Beziehungen des Individuums, zusammen mit den damit verbundenen Werten. Sie ist dem Bewußtsein zugänglich. 
 
Zone I. Innerhalb dieses Teils des Erscheinungsfeldes befindet sich das Selbst-Konzept und das Selbst-in-Beziehung in Übereinstimmung mit dem Nachweis der Körper- und Sinnes-Erfahrung. 
 
Zone II. Diese Zone stellt jenen Teil des Erscheinungsfeldes dar, in dem soziale oder andere Erfahrung verzerrt symbolisiert und als Teil der eigenen Erfahrung des Individuums wahrgenommen wurde. Wahrnehmungsgegenstände, Werte und Konzepte sind von den Eltern oder anderen aus der Umgebung introjiziert, werden aber im Erscheinungsfeld als Produkt der eigenen Sinnes-Nachweise wahrgenommen. 
 
Zone III. In diesem Bereich befinden sich jene Körper- und Sinnes-Erfahrungen, die vor dem Bewußtsein geleugnet werden, weil sie mit der Selbst-Struktur nicht übereinstimmen. 
 
Die Buchstaben in den Kreisen sind als Erfahrungselemente zu betrachten. Jeder hat einen spezifischen Inhalt." (Rogers, 1986, S. 451f). C.Rogers verwendet folgende graphische Darstellung (Rogers, 1986, S. 452). 
 
Tafel I: 
 
Tafel I
Abbildung 2: Tafel I
 
Dazu die Beschreibung (Rogers, 1986, S. 452f): 
a) "Ich bin absolut unfähig, mit technischen Dingen umzugehen, was ein Beweis für allgemeine Unfähigkeit ist". Dies ist ein introjiziertes Konzept mit seinen assoziierten Werten, das das Individuum von seinen Eltern übernommen hat. Die Erfahrung lautete: "Meine Eltern betrachten mich auf dem technischen Gebiet als unfähig"; die verzerrte Symbolisierung lautete: "Ich bin im Umgang mit technischen Dingen unfähig". Die Ursache für die Verzerrung ist der Schutz vor dem Verlust eines wichtigen Teils der Selbst-Struktur, nämlich des "Ich werde von meinen Eltern geliebt". Dies führt zu einem Gefühl, das sich folgendermaßen schematisieren ließe: "Ich möchte meinen Eltern gegenüber akzeptabel erscheinen, und daher muß ich mich selbst als die Art von Person erfahren, für die sich mich halten." 
 
b) Ich erfahre Versagen im Umgang mit technischen Einrichtungen. Dies ist eine direkte Erfahrung, die mehrfach stattgefunden hat. Diese Erfahrungen werden in der Selbst-Struktur assimiliert, weil sie mit ihr übereinstimmen. 
 
c) Erfahrung von Gelingen bei einer schwierigen technischen Operation. Dies ist eine Art von Sinnes-Erfahrung, die mit dem Selbst-Konzept nicht übereinstimmt und daher nicht direkt ins Bewußtsein aufgenommen werden kann. Die Person kann nicht wahrnehmen, daß "ich Erfolg bei einer technischen Operation erfahre", weil diese Wahrnehmung für die Struktur des Selbst desorganisierend wäre. In einem solchen Fall ist es fast unmöglich, die Erfahrung vor dem Bewußtsein ganz zu leugnen, da der Sinnes-Nachweis eindeutig ist. Sie ist jedoch bereits vorher als bedrohlich wahrgenommen und vor dem Bewußtsein in angemessen verzerrter Form zugegeben worden, um die Bedrohung für die Selbst-Struktur zu eliminieren. Sie erscheint daher im Bewußtsein in einer Form, die ungefähr so aussieht: "Es war bloß ein glücklicher Zufall", "Die Teile sind von selbst an die richtige Stelle geraten", "Das würde ich auch in hundert Jahren nicht noch einmal schaffen". Die verzerrte Symbolisierung könnte ihren Platz in Zone II unseres Diagramms einnehmen, da sie mit dem Selbst übereinstimmt. Die tatsächliche Erfahrung wird jedoch in jedweder genau symbolisierten Form vor dem Bewußtsein geleugnet und bleibt deshalb in Zone III. (Rogers, 1986, S. 453f). 
 
Tafel II: 
 
Tafel II
Abbildung 3: Tafel II
 
Dazu die Beschreibung (Die Veränderung der Persönlichkeit in der Therapie): 
 
"Die Definitionen der Kreise und Zonen bleiben unverändert, aber es ist offensichtlich, daß sie jetzt eine andere Beziehung zueinander haben. Die Selbst-Struktur stimmt jetzt wesentlich mehr mit der Körper- und Sinnes-Erfahrung des Individuums überein. Die spezifischen Arten, in denen sich die Beziehung geändert hat, sollen wieder anhand der oben beschriebenen schematischen Erfahrungselemente illustriert werden. Sie sind jetzt im Wahrnehmungsfeld reorganisiert, und zwar auf folgende Weise: 
 
a) Ich bin mir darüber klar, daß meine Eltern das Gefühl hatten, ich sei in technischen Dingen unfähig, und daß das einen negativen Wert für sie hatte. 
b) Meine eigene Erfahrung bestätigt diese Bewertung in einer Anzahl von Fällen. 
c) Aber ich besitze auch einige Fähigkeiten auf diesem Gebiet. 
 
Man beachte, dass Erfahrung (c), so wie sie oben beschrieben wurde, jetzt vor dem Bewusstsein zugegeben und in die Selbst-Struktur organisiert worden ist. Erfahrung (a) wird nicht mehr in verzerrter Form, sondern als Sinnes-Nachweis der Einstellung von anderen wahrgenommen." (Rogers, 1986, S. 455f). 

Theorie der Persönlichkeit und des Verhaltens: 19 Thesen (up)

Die Thesen der Persönlichkeitsentwicklung von C.Rogers 
Ausführliche Beschreibung siehe (Rogers, 1996, S. 418ff) 
 
  1. Jedes Individuum existiert in einer ständig sich ändernden Welt der Erfahrung, deren Mittelpunkt es ist. 
  2. Der Organismus reagiert auf das Feld, wie es erfahren und wahrgenommen wird. Dieses Wahrnehmungsfeld ist für das Individuum "Realität". 
  3. Der Organismus reagiert auf das Wahrnehmungsfeld als ein organisiertes Ganzes. 
  4. Der Organismus hat eine grundlegende Tendenz, den Erfahrungen machenden Organismus zu aktualisieren, zu erhalten und zu erhöhen. 
  5. Verhalten ist grundsätzlich der zielgerichtete Versuch des Organismus, seine Bedürfnisse, wie sie in dem so wahrgenommenen Feld erfahren wurden, zu befriedigen. 
  6. Dieses zielgerichtete Verhalten wird begleitet und im allgemeinen gefördert durch Emotion, eine Emotion, die in Beziehung steht zu dem Suchen aller vollziehenden Aspekte des Verhaltens, und die Intensität der Emotion steht in Beziehung zu der wahrgenommenen Bedeutung des Verhaltens für die Erhaltung und Erhöhung des Organismus. 
  7. Der beste Ausgangspunkt zum Verständnis des Verhaltens ist das innere Bezugssystem des Individuums selbst. 
  8. Ein Teil des gesamten Wahrnehmungsfeldes entwickelt sich nach und nach zum Selbst. 
  9. Als Resultat der Interaktion mit der Umgebung und insbesondere als Resultat wertbestimmender Interaktion mit anderen wird die Struktur des Selbst geformt - eine organisierte, fließende, aber durchwegs begriffliche Struktur von Wahrnehmungen von Charakteristika und Beziehungen des „Selbst“ zusammen mit den zu diesen Konzepten gehörenden Werten. 
  10. Die den Erfahrungen zugehörigen Werte und die Werte, die ein Teil der Selbst-Struktur sind, sind in manchen Fällen Werte, die vom Organismus direkt erfahren werden, und in anderen Fällen Werte, die von anderen introjiziert oder übernommen, aber in verzerrter Form wahrgenommen werden, so als wären sie direkt erfahren worden. 
  11. Wenn Erfahrungen im Leben des Individuums auftreten, werden sie entweder a) symbolisiert, wahrgenommen und in eine Beziehung zum Selbst organisiert, b) ignoriert, weil es keine wahrgenommene Beziehung zur Selbst-Struktur gibt, oder c) geleugnet oder verzerrt symbolisiert, weil die Erfahrung mit der Struktur des Selbst nicht übereinstimmt. 
  12. Die vom Organismus aufgenommenen Verhaltensweisen sind meistens die, die mit dem Konzept vom Selbst übereinstimmen. 
  13. Verhalten kann in manchen Fällen durch organische Bedürfnisse und Erfahrungen verursacht werden, die nicht symbolisiert wurden. Solches Verhalten kann im Widerspruch zur Struktur des Selbst stehen, aber in diesen Fällen ist das Verhalten dem Individuum nicht zu eigen. 
  14. Psychische Fehlanpassung liegt vor, wenn der Organismus vor dem Bewusstsein wichtige Körper- und Sinnes-Erfahrungen leugnet, die demzufolge nicht symbolisiert und in die Gestalt der Selbst-Struktur organisiert werden. Wenn diese Situation vorliegt, gibt es eine grundlegende oder potentielle psychische Spannung. 
  15. Psychische Anpassung besteht, wenn das Selbst-Konzept dergestalt ist, dass alle Körper- und Sinnes-Erfahrungen des Organismus auf einer symbolischen Ebene in eine übereinstimmende Beziehung mit dem Konzept vom Selbst assimiliert werden oder assimiliert werden können. 
  16. Jede Erfahrung, die nicht mit der Organisation oder der Struktur des Selbst übereinstimmt, kann als Bedrohung wahrgenommen werden, und je häufiger diese Wahrnehmungen sind, desto starrer wird die Selbst-Struktur organisiert, um sich zu erhalten. 
  17. Unter bestimmten Bedingungen, zu denen in erster Linie ein völliges Fehlen jedweder Bedrohung für die Selbst-Struktur gehört, können Erfahrungen, die nicht mit ihr übereinstimmen, wahrgenommen und überprüft und die Struktur des Selbst revidiert werden, um derartige Erfahrungen zu assimilieren und einzuschließen. 
  18. Wenn das Individuum all seine Körper- und Sinnes-Erfahrungen wahr- und in ein konsistentes und integriertes System aufnimmt, dann hat es notwendigerweise mehr Verständnis für andere und verhält sich gegenüber anderen als Individuen akzeptierender. 
  19. Wenn das Individuum mehr von seinen organischen Erfahrungen in seiner Selbst-Struktur wahrnimmt und akzeptiert, merkt es, dass es sein gegenwärtiges Wert-System, das weitgehend auf verzerrt symbolisierten Introjektionen beruhte, durch einen fortlaufenden, organismischen Wertungsprozess ersetzt. (Rogers, 1996, S. 418ff) 
Letzte Änderung: 08.02.2013, 13:40 | 1421 Worte